2024-11-01
Berichten deutscher Medien zufolge stellt der US-Chiphersteller Wolfspeed seine Pläne zum Bau eines Halbleiterwerks in Deutschland ein. Das in Durham, North Carolina, ansässige Unternehmen hatte ursprünglich vor, mit dem deutschen Automobilteilehersteller ZF zusammenzuarbeiten, um eine 3-Milliarden-Dollar-Anlage in Ensdorf, Saarland, Westdeutschland, zu errichten. Wolfspeed-CEO Gregg Lowe hatte zuvor angekündigt, dass die Anlage auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks errichtet werden soll. Die Anlage sollte Chips für Elektrofahrzeuge produzieren, ein wachsendes Segment der weltweiten Aktivitäten von Wolfspeed.
Jüngste Berichte deuten jedoch darauf hin, dass ZF seine Anteile an dem 3-Milliarden-Dollar-Projekt zurückzieht. Ein ZF-Sprecher erklärte, dass die Entscheidung zum Ausstieg aus dem Projekt gefallen sei, nachdem Wolfspeed das Unternehmen über die Baupause informiert habe. ZF betonte, dass Wolfspeed trotz intensiver und aktiver Unterstützung die Kontrolle über die Projektausrichtung behalte.
Bis Mittwochmorgen hatte Wolfspeed nicht auf Anfragen nach Kommentaren zur Zukunft des saarländischen Werks reagiert. Die Landeshauptfrau des Saarlandes, Anke Rehlinger, bestätigte jedoch die Entscheidung des Unternehmens. Sie wies darauf hin, dass Wolfspeed sein anhaltendes Engagement für die Anlage in Ensdorf klargestellt habe, sich jedoch aufgrund der aktuellen Marktbedingungen dazu entschlossen habe, die Investition zu verschieben, ohne dass ein neuer Zeitplan festgelegt worden sei.
Diese Entwicklung erfolgt zwei Wochen, nachdem die Biden-Regierung den Antrag von Wolfspeed auf einen Zuschuss in Höhe von 750 Millionen US-Dollar zur Unterstützung des Baus einer Halbleiterfabrik in Siler City, North Carolina, genehmigt hat. Die Finanzierung ist Teil des CHIPS Act, einer Bundesgesetzgebung zur Förderung der inländischen Halbleiterproduktion. Trotz dieser Unterstützung steht die Halbleiterindustrie aufgrund der weltweit sinkenden Nachfrage nach Computerchips vor großen Herausforderungen.
Wolfspeed, der weltweit größte Hersteller von Siliziumkarbid-Substraten, konzentriert sich auf die Entwicklung von Verbindungshalbleitern der dritten Generation. Die Produkte des Unternehmens konzentrieren sich hauptsächlich auf Siliziumkarbidmaterialien, Leistungsgeräte und HF-Geräte. Mit dem rasanten Wachstum des Marktes für Elektrofahrzeuge in den letzten Jahren sind Siliziumkarbid-Geräte in Elektrofahrzeugen immer häufiger anzutreffen, was Wolfspeed zu einem großen Nutznießer dieses Trends macht.
Dennoch hat die jüngste Abschwächung auf den Märkten für Elektrofahrzeuge in Europa und den USA Auswirkungen auf das Geschäft von Wolfspeed. Darüber hinaus waren die langsamen EU-Genehmigungen ein entscheidender Faktor für die Aussetzung des Projekts. Obwohl Wolfspeed das Projekt nicht ganz aufgegeben hat, erhöht der Rückzug von ZF die Unsicherheit hinsichtlich seiner Umsetzung weiter.
Auch die finanzielle Lage von Wolfspeed steht unter Druck. Den Finanzberichten des Unternehmens zufolge wies das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2024 einen konsolidierten Umsatz von etwa 201 Millionen US-Dollar bei einem Nettoverlust von 174 Millionen US-Dollar aus; Der konsolidierte Gesamtumsatz belief sich im Gesamtjahr auf rund 807 Millionen US-Dollar, mit erheblichen Nettoverlusten. Diese Zahlen verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen Wolfspeed im aktuellen Marktumfeld steht.
Trotz dieser Herausforderungen sucht Wolfspeed aktiv nach finanzieller Unterstützung. Zusätzlich zu den Mitteln aus dem US-amerikanischen CHIPS and Science Act sicherte sich das Unternehmen weitere 750 Millionen US-Dollar an neuen Finanzierungen von einem Investmentfondskonsortium unter der Führung von Apollo, The Baupost Group, Fidelity Management & Research Company und Capital Group. Es wird erwartet, dass diese Finanzierung den finanziellen Druck von Wolfspeed etwas lindern wird.
Die Baupläne von Wolfspeed für das deutsche Werk im Saarland stehen jedoch weiterhin vor zahlreichen Herausforderungen. Neben der rückläufigen Marktnachfrage und langsamen EU-Zulassungen verschärfen verzögerte Fördermittel der Bundesregierung die operativen Risiken des Unternehmens zusätzlich. Darüber hinaus kommt es im Werk Mohawk Valley des Unternehmens in New York zu erheblichen technischen Problemen, die sich auf die Produktionskapazität und Rentabilität von Wolfspeed auswirken.**